Nach einer körperlichen Erkrankung bin ich 2009 zu einer Mutter-Kind-Kur in den bayrischen Wald gefahren. Mit meinem damals acht Jahre alten Sohn, den ich sechs Jahre lang allein erzogen habe und nebenbei voll als Assistenzärztin mit ITS- und Notarztdiensten gearbeitet habe. Bei dieser Kur kam ich in Kontakt mit einer Psychologin, weil das im Klinikprogramm so eingeplant war. Nach zwei Gesprächen bei ihr, einem Aufnahme- und Entlassungsgespräch, las ich im Entlassungsbrief die Diagnose „reaktive Depression“. Ich war geschockt und damit im ersten Moment überhaupt nicht einverstanden.
Fast zwölf Jahre später bin ich sowohl der Psychologin dankbar als auch der Möglichkeit zur Mutter-Kind-Kur fahren zu dürfen, denn das hat mich wachgerüttelt.
Aus heutiger Sicht war ich damals tatsächlich ausgebrannt. Die Kur hat mich wieder auf ein normales Energielevel gebracht. Außerdem hat sie mir das Gefühl für meinen eigenen Körper wiedergegeben. Plötzlich habe ich die Schlafstörungen oder das Piepgeräusch der Dialyse vom ITS-Dienst des Vortages zu Hause wahrgenommen. Zudem sind mir erst dann meine Ungeduld oder Gereiztheit nach Diensten gegenüber meiner Familie bewusst geworden.
Ich habe danach weiterhin voll gearbeitet und auch nicht weniger Dienste übernommen. Aber seitdem erkenne ich die Alarmzeichen sehr gut und schaffe es gut, mich auch wieder auf mein Wohlfühllevel zu bringen.